DSLR vs. DSM – Alternative oder nicht?
Teil 1: Schnell genug für die Sport-und Actionfotografie?
Einer meiner Schwerpunkte ist die Sportfotografie und hier insbesondere der Fußball. Als Ausrüstung nutze ich hier schon seit Jahren meine Nikon D700 mit dem AF-D 80-200 f/2,8 oder AF 300 f/4. Um die maximale Serienbildgeschwindigkeit zu erreichen, wird zu diesem Zweck der Batteriepack MB-D10 montiert.
Mangels Bildstabilisator nutzte ich teilweise ein einfaches Einbeinstativ zur Stabilisierung. Alles in allem eine große und schwere Kombination, die auf fremden Plätzen immer wieder zu der Frage führt, ob man denn von der Lokalpresse komme. Aufgrund des hervorragenden AF-Systems der D700 (Kombination AF-Modul Multi-Cam 3500 und starker AF-Motor für meine Stangenantriebsobjektive) können sich die Ergebnisse hinsichtlich der Schärfe im Verfolgungsmodus AF-C sehen lassen. Meine Erfahrung ist, dass über 90% der Bilder hinsichtlich des AF scharf und somit richtig fokussiert sind.
Diese guten Ergebnisse hängen mit dem bei DSLR verwendeten AF-System der Phasenmessung durch einen eigenen Sensor zusammen (Erklärung in diesem Beitrag). Bis vor nicht allzu langer Zeit konnte auf dem Bildsensor einer Digitalkamera legiglich eine Kontrastmessung zur Bestimmung des Fokus untergebracht werden. Mittlerweile ist jedoch auch hier eine Phasendetektion möglich. Trotzdem hinken spiegellose Systemkameras den DSLR-Spitzenmodellen hinsichtlich der AF-Performance immer noch deutlich hinterher.
Doch wie relevant ist dieser Unterschied in der Praxis? Um dies herauszufinden, habe ich die Fujifilm X-T10 zusammen mit dem bildstabilisierten XF 55-200 f/3,5-4,8 OIS (KB 82,5 – 300 mm Brennweite) in der Praxis getestet und einmal genau den unscharfen Ausschuss ermittelt. Für meinen Praxistest habe ich mir zum einen ein Kreisliga-Fußballspiel und zum anderen den schnellsten Hund des Chattengau ausgesucht. Beide Situationen habe ich bereits vielfach mit der o.g. DSLR-Kombination fotografiert. Wie schlägt sich nun also die Systemkamera?
Zunächst war unser Hund Mika an der Reihe. Der schnellste Hund des Chattengau liebt es, hinter seinem Schleuderball hinterherzulaufen und diesen wiederum zurück zu Frauchen oder Herrchen zu bringen, damit der Spaß wieder von vorne beginnen kann. Hier waren die Ergebnisse ernüchternd. Von 88 Bildern waren mal gerade fünf scharf. Mit Fotoobjekten, die sich schnell auf den Fotografen zu bewegen, hat die Fuji ihre liebe Not. Auch die hohe Serienbildgeschwindigkeit hilft da nicht weiter. Hier ist das AF-System eindeutig überfordert. Bei solchen fotografischen Herausforderungen sollte man zudem die Bildvorschau im Menü abschalten, um Sucherblackouts zu minimieren, die man bei einer DSLR erst gar nicht hat. Für diesen Spezialfall ist die X-T10 aus meiner Sicht somit keine Alternative.
Wie sieht es beim Fußball aus? Bei bestem Fotowetter habe ich mich mit der Kombination hinter der Torauslinie postiert, um das Geschehen auf dem Platz zu dokumentieren. Insgesamt habe ich 310 Bilder geschossen. Davon waren 92 unscharf. Auch hier kommt die X-T10 nicht an die Werte der D700 ran, ist aber viel besser als bei den Hundefotos. Mit schneller Serienbildgeschwindigkeit gelingen hier durchaus brauchbare Sportfotos. Es bleibt aber auch hier die Erkenntnis, dass die klassische DSLR D700 auch auf diesem Feld trotz der älteren Technik aus 2008 der Fuji überlegen ist. Eins muss man allerdings auch feststellen. Nach 90 Minuten merkt man Größe und Gewicht der DSLR-Kombination sehr viel deutlicher als das der handlichen und leichten Fujifilm-Kombination.
Mein Fazit: Trotz spürbarer Verbesserungen gegenüber der X-E2 ist für mich die AF-Performance der Fuji X-T10 im Vergleich zur fast neun Jahre alten Nikon D700 noch nicht ausreichend. Hier bin ich einfach besseres gewöhnt und möchte dies auch nicht missen. Einzig und allein das niedrigere Gewicht spricht für die Fuji. Für gelegentliche Ausflüge auf den Fußballplatz ist die getestete Kombination aber ausreichend. Man sollte nur grundsätzlich mit schneller Serienbildfolge arbeiten, um später genügend Bildmaterial zur Verfügung zu haben. Persönlich würde ich gerne mal die neue Fujifilm X-T20 oder das Spitzenmodell X-T2 hinsichtlich ihrer AF-Performance testen, um festzustellen, ob der Unterschied zur DSLR kleiner geworden ist.
Beispielgalerie:
Dies war es zur AF-Performance der X-T10. Im nächsten Teil beschäftige ich mich mit der Partytauglichkeit (Available Light) der charmanten Fuji.